Impfempfehlungen – Gegen was soll ich mich impfen lassen?

Die Impfstoffwächter in Deutschland

Sehen wir uns zunächst die ofiziellen Empfehlungen an. Wozu raten Staat und Forschungsinstitute? Für öffentliche Impfempfehlungen ist deutschlandweit die ‚Ständige Impfkommission‘ des Rober Koch-Instituts, kurz STIKO, zuständig. Die Überwachung der Impfstoffsicherheit obliegt dem Paul-Ehrlich-Institut. Dieses ist auch für Bearbeitung von Nebenwirkungen oder Zwischenfällen zuständig. Im sog. ‚Epidemiologischen Bulletin‘ werden von Seiten der STIKO jährlich die neuesten Impfempfehlungen veröffentlicht und erläutert.

Impfempfehlungen

Insgesamt werden für Personen, die sich ausschließlich in Deutschland aufhalten,  Standardimpfungen gegen folgende Krankheiten empfohlen:

  • Diphtherie
  • Tetanus
  • Keuchhusten
  • Hib
  • Kinderlähmung
  • Hepatitis B
  • Pneumokokken
  • Meningokokken
  • Masern
  • Mumps
  • Röteln
  • Windpocken
  • Damen: Gebärmutterhalskrebs
  • Senioren: Influenza (Grippe)

 

Zusätzlich werden bei Reisen als sog. Indikationsimpfungen empfohlen:

  • Cholera
  • Gelbfieber
  • Hepatitis A
  • FSME
  • Tollwut
  • Typhus

 

In Österreich sind die Impfempfehlungen nahezu identisch – nur gegen Gürtelrose wird es zusätzlich empfohlen, sich impfen zu lassen.

Sind Impfungen für jeden sinnvoll?

In Deutschland wurden mittlerweile über 1500 Erreger nachgewiesen, welche bei uns Menschen Krankheiten hervorrufen. Die Dunkelziffer ist wohl gar ein Vielfaches davon. Doch wir haben lediglich gegen 22 dieser Infektionskrankheiten eine Impfungmöglichkeit. Daher müssen wir uns die Frage stellen, nach welchen Kriterien die Impfpläne eigentlich erhoben werden. Was macht eine Standardimpfung aus, die möglichst jeder Bürger, egal welchen Alters oder Berufsstands er oder sie ist, einnehmen sollte? Und wo lohnt es sich lediglich für spezielle, gefährdete Berufsgruppen oder Säuglinge / Kleinkinder, sich den Impfschutz zu holen? Die Antworten auf diese Fragen sind wohl für jeden Nutzer von Impfungen von Bedeutung, denn dadurch wird die individuelle, persönliche Gefährdungsbeurteilung ungemein erleichtert. Daher sollte man sich folgende Fragen für jede Erregergruppe, gegen die es einen Impfstoff gibt, stellen.


Beschaffenheit und Übertragungsweg des Erregers

Zunächst ist es sinnvoll, sich alle Informationen zum jeweiligen Erreger die dadurch induzierte Krankheit einzuholen. Ein wichtiger Punkt ist hierbei die Frage nach dem Reservoir. Also gilt es zu prüfen, ob der Erreger möglicherweise ausschließlich den Menschen befällt – was eine Ausrottung des Erregers bei konsequenter Impfung eines jeden Menschen ermöglichen würde. Zudem gilt es die Aggressivität sowie die Übertragungwege einzuschätzen. Bei zur Übertragung eventuell benötigten, tierischen Vektoren wie Mücken ist selbstverständlich zu klären, ob diese Vektoren in Zentraleuropa überhaupt vorkommen. Ein weiterer Punkt wäre die Infektiosität und das Überprüfen, ob auch Infizierte ohne Symptome infektiös für ihre Mitmenschen sein können.

Weitere Themen  Schutzimpfung - Ist eine Impfung wie die andere?

Vorkommen des Erregers

Die wohl sicher trivialste Frage ist die nach dem Vorkommen eines bestimmten Erregers. Kaum jemand, der ausschließlich in Deutschland lebt und weder beruflich noch privat viel mit Menschen zu tun hat, die tropische Länder bereisen, wird sich gegen Malaria impfen lassen. Denn der Erreger und mit ihm die Vektoren (Moskitos) gibt es hier schlichtweg einfach nicht. Schließlich sollte man noch in Erfahrung bringen, wie lange eine etwaige Immunität nach Impfung anhält und ab welchem Lebensalter geimpft werden darf.

Schwere der Krankheit

Natürlich muss auch die schwere einer möglichen Infektion und der einher gehenden Krankheit berücksichtigt werden. Je schwerer diese ist, desto dringlicher wird eine Impfung empfohlen und desto wahrscheinlicher ist eine Einstufung als Standardimpfung. So kommt die Diphtherie nur noch sehr selten vor, doch da die Mortalitätsrate dieser schweren Erkrankung immens ist, gehört sie nach wie vor zur den Grundimpfungen, auch in Deutschland.

Impfempfehlungen – 2 exemplarische Einschätzungen

Beispiel 1: Masern

Die Erreger der Masern kommen immer noch deutschlandweit vor und der Krankheitsverlauf ist definitiv ernst zu nehmen. Darum ist eine Standardimpfung etwa zu Beginn des 2. Lebensjahres angezeigt. Früher zu impfen ist nicht sinnvoll, da das Kleinkind noch über ausreichend Anitkörper der Mutter verfügt. Eine Impfung zu diesem Zeitpunkt würde durch diese Antikörper neutralisiert werden, und der Impfeffekt würde verpuffen.

Beispiel 2: FSME

FSME wird über Zecken übertragen, wobei das hauptsächliche Gefährdungsgebiet auf den süddeutschen Raum begrenzt ist. Daher gibt es gegen FSME keine Standardimpfung sondern lediglich eine Impfempfehlung für die Personen in diesem Gebiet und insbesondere an jene Perosnengruppen, die beruflich (Förster, Jäger) oder privat (Pilzsammler, Wanderer) einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

Weitere Themen  Umgang mit Impfungen und Impfstoffen - Praxistipps

Gegen was soll ich mich nun impfen?

Um für sich selbst herauszufinden, welche Impfungen Sinn ergeben, sollten zusammenfassend folgende Aspekte hinterfragt werden:

  • Inzidenz – also die Häufigkeit des Auftretens, veranschaulicht durch Relationen zu anderen Erkrankungen
  • Prävalenz – Zahl der aktuell Erkrankten
  • Prozentualer Anteil an symptomatischen und nicht-symptomatischen Infektionen unter Einbezug einer Dunkelziffer
  • Gefährlichkeit der Krankheit sowie Krankheitsverlauf und – dauer
  • Etwaige Folgeerkrankungen
  • Häufigkeit von Komplikationen bei Krankheit und bei Impfung
  • Risikogruppen für bestimmte Erreger (siehe oben)
  • Zuverlässigkeit und Dauer des Impfschutzes

Das sind mit Sicherheit nicht alle Punkte, die überdacht werden müssen – aber wohl mit die wichtigsten. Ein weiterer Punkt wären institutionell-gesellschaftliche Vorgaben zu gewissen Impfungen. So sind zum Beispiel für den Besuch eines Kindergartens bestimmte Impfungen oftmals eine Grundvoraussetzung.

Insgesamt erscheinen die obigen Impfempfehlungen aber auch unter der Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände eine sehr gute Orientierung geben zu können.

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