Der Trend zur Telemedizin

Die Digitalisierung nimmt immer mehr Lebensbereiche ein, so auch das Gesundheitswesen. Das zeigt sich vor allem am stetig wachsenden Interesse an der Telemedizin. Das heißt, dass medizinische Leistungen über moderne Kommunikationsmöglichkeiten wie das Internet bereitgestellt werden.

Arzt und Patient befinden sich während der Diagnostik also nicht mehr in einem Raum. Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie entscheiden sich immer mehr Menschen für die Telemedizin.

Telemedizin als sinnvolle Alternative in Corona-Zeiten

Die Corona-Krise zwang die Bevölkerung zu sozialer Distanz. Dies hat dazu geführt, dass die Akzeptanz für Diagnosen und Behandlungen per Videochat bei den Patienten und dem medizinischen Personal deutlich gestiegen ist.

Arzt während Online-Sprechstunde mit I-Pad
© PopTika / shutterstock.com

So untersuchte ein Projekt des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf, wie eine hochwertige medizinische Versorgung der Patienten mit minimalen körperlichen Kontakten gewährleistet werden kann. Hierfür wurden dem Team des Ambulanzzentrums gesicherte Netzwerke für Videokonsultationen und Behandlungen zur Verfügung gestellt.

Internet-Sprechstunden schon vorher etabliert

Besonders beliebt waren bisher so genannte Online Kliniken welche vor allem Lifestyle Behandlungen anbieten können. Auf Seiten wie www.onlineklinik24.com können sich Patienten über Krankheitsbilder und passenden Behandlungsmethoden informieren. Dabei werden vor allem die Vorteile & Nachteile der Behandlungsformen betrachtet und auch Erfahrungsberichte von Patienten in die Bewertung eingebunden. Ist ein Patient gewollt eine Online Sprechstunde zu führen, kann er anschließend einen Anbieter hierfür besuchen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Über England konnten sich bereits seit 2004 Patienten für Online Diagnosen entscheiden. Dabei geht es vorrangig um Behandlungen wie Nikotinsucht, Haarausfall, Potenzkuren und Wechseljahresbeschwerden. In Deutschland wurden hierfür erst 2018 durch den Wegfall des Fernbehandlungsgesetzes die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Telemedizin geschaffen.

Das im Dezember 2019 in Kraft getretene Digitale-Vorsorge-Gesetz sollte einen Anreiz dafür schaffen, dass innovative Ansätze für die virtuelle Versorgung von Patienten schnell umgesetzt werden. Länder wie Großbritannien, Schweden und die Schweiz gelten als Vorreiter für die Anwendung der Telemedizin.

Arzt mit Computer während Online-Sprechstunde
© PopTika / shutterstock.com

Fortschrittliche Arztpraxen

Immer mehr Arztpraxen gehen mit der Zeit und bieten neben der normalen Sprechstunde auch Behandlungen per Videochat an. Die Bandbreite reicht von den Hausärzten bis zu Fachärzten unterschiedlicher Fachrichtungen. Für die Umsetzung wird lediglich ein Smartphone, Laptop oder Tablet mit Videofunktion und Mikrofon sowie ein Internetanschluss benötigt. So muss der Patient für einen Arzttermin nicht mehr in die Praxis kommen, sondern kann von zu Hause aus mit dem Arzt kommunizieren.

Dies bedeutet eine enorme Entlastung für Arzt und Patient. Im September 2020 soll auch die Erstellung eines elektronischen Rezepts flächendeckend möglich sein. Ein Großteil der Apotheken hat bereits die nötigen technischen Voraussetzungen hierfür geschaffen.

Vorteile der Telemedizin

Vor allem im ländlichen Raum ist die hausärztliche Versorgung nicht immer optimal. Ärzte, die in den Ruhestand gehen, finden auf dem Land bald keine Nachfolger mehr. Hier kann die Onlinesprechstunde eine gute medizinischen Versorgung weiterhin gewährleisten.

Der Patient muss keine langen Anfahrten und Wartezeiten auf sich nehmen, und auch die Ansteckungsgefahr im vollen Wartezimmer entfällt. Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden, müssen nicht mehr für jedes Rezept in die Praxis kommen. Dem Arzt erleichtert die Telemedizin durch die verbesserte Vernetzung die Zusammenarbeit mit Fachärzten, Apotheken und Kliniken.

Ein Blick in die Zukunft

Erste Ansätze zeigen, dass die Telemedizin die medizinische Versorgung sinnvoll ergänzen und insbesondere auf dem Land Versorgungslücken schließen kann. Dies haben diverse Pilotprojekte bereits bewiesen. Jetzt muss sich nur noch zeigen, wie verantwortungsvoll mit medizinischen Aspekten seitens der Mediziner umgegangen wird. Zudem sollte der Datenschutz nicht außer Acht gelassen werden. Wie in allen anderen Bereichen der Digitalisierung sollte auch im Umgang mit sensiblen Patientendaten höchste Vorsicht geboten sein, um das Vertrauen der Patienten nicht zu verspielen.

Literempfehlungen

  • Jörg, Johannes: Digitalisierung in der Medizin: Wie Gesundheits-Apps, Telemedizin, künstliche Intelligenz und Robotik das Gesundheitswesen revolutionieren (2018).
  • Letzel, Stephan: Telemedizin: E-Health in der Arbeitsmedizin (2020).
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