Kiefergelenkdysfunktion (CMD) – Experteninterview

Eine Kiefergelenkdysfunktion oder auch CMD ist im Alltag eher weniger bekannt, betrifft aber relativ viele Menschen. Bei vielen Patienten verlaufen die Funktionsstörungen der Kiefergelenke jedoch zunächst unbemerkt. Vielmehr wird das typische Knacken als kleine Lappalie abgetan. Warum die Kiefergelenkdysfunktion eine gesamtkörperliche Auswirkung haben kann und wie man die Funktionsstörungen behandeln kann, wird in diesem Artikel zusammen mit physioconcept, einer Praxis für Physiotherapie aus Nürnberg, erläutert.

Was ist eine Kiefergelenkdysfunktion (CMD)?

Ein Knacken oder Reiben im Kiefer gehört zu den typischen Anzeichen von CMD. Oft wird die Krankheit nicht oder erst spät erkannt. Die mit der Krankheit einhergehenden Veränderungen in der Struktur der Kiefergelenke haben jedoch Auswirkungen auf den gesamten Körper. Hinter CMD stehen Fehlbelastungen der Kiefergelenke, die oft durch Zahn- und Kieferfehlstellungen ausgelöst werden und unter anderem Beschädigungen des Gelenkknorpels und eine Verlagerung der Gelenkzwischenscheibe zur Folge haben. Gravierend ist auch, dass aus der Krankheit im Kiefer Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im gesamten Körper entstehen können, denn viele Muskeln stehen in einem räumlichen Zusammenhang mit dem Kiefergelenk.

Interview mit physioconcept

physioconcept ist eine moderne Praxis für Physiotherapie im Herzen Nürnbergs. Das interdisziplinäre Team vereint Physiotherapeut*innen und Osteopath*innen, die gemeinsam leidenschaftlich an bestmöglichen Therapiekonzepten arbeiten. Das Therapieangebot umfasst alle klassischen Therapiemaßnahmen der Physiotherapie und Osteopathie sowie diverse spezielle Therapieformen, wie z.B. die Behandlung craniomandibuläre Dysfunktionen oder neurologischer Krankheiten.

Schädel als Symbol für eine Kiefergelenkdysfunktion
© physioconcept

Was sind die Gründe einer Kiefergelenksdysfunktion?

Zuallererst ist es wichtig zu verstehen, dass Kiefergelenksdysfunktionen (CMD) per Definition keine Krankheit, sondern nur Fehlfunktionen des Kiefergelenks darstellen.
Diese Funktionsstörungen bestehen häufig schon viele Jahre bevor daraus Probleme entstehen. Bei manchen Menschen zeigen sich sogar nie Symptome, da ihr Körper in der Lage ist, Biss- oder Kieferfehlstellungen bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren.

Die Ursachen für craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) sind vielfältig und häufig nicht auf einzelne Auslöser oder Ursachen zurückzuführen. In der Regel entstehen Probleme auf Basis von Schwächen oder Krankheiten in den Bereichen Struktur (z.B. Zähne, Kiefer, Halswirbelsäule), Stoffwechsel oder Psyche.

Typische konkrete Ursachen für CMD sind häufig z.B.:
● Fehlstellungen des Kiefers
● Muskelverspannung im Kieferbereich
● Zahnprobleme oder Fehlstellungen des Gebisses
● Chronischer Stress oder Überlastung
● Chronisches Zähneknirschen
● Verletzung im Kopf- oder Nackenbereich
● Degenerative Erkrankungen
● Häufige Fehlhaltung des Kopfes (z.B. Bauchschläfer)
● Falsche Sitzhaltung
● Übermäßiges Kauen (z.B. Kaugummi oder Fingernägel)

Wie verläuft die Behandlung und was ist das Ziel?

Die Ursachen von craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) sind vielschichtig, weshalb eine zielführende Behandlung auf mehreren Ebenen ansetzt.
Wenn Patienten zu uns kommen, haben Sie in der Regel bereits eine Aufbissschiene vom Zahnarzt bekommen. Falls nicht, ist das unsere erste Empfehlung. Diese dient dazu, den Biss zu entkoppeln, Fehlkontakte der Zähne zu neutralisieren und die Kiefergelenke zu entlasten.

Kind wird untersucht auf eine Kiefergelenkdysfunktion
© Pixabay

Bereits dadurch können häufig schnell Schmerzen gelindert werden.
Durch die Schienentherapie werden allerdings in erster Linie nur die Symptome und nicht die Ursachen der craniomandibulären Dysfunktionen adressiert. Ohne begleitende therapeutische Maßnahmen wie Physiotherapie kehren die Probleme oft schnell zurück.
Daher ist es in unseren Augen essenziell, die Ursachen der CMD mithilfe von Physiotherapie und Entspannungstechniken zu adressieren.

Als bestmögliche Therapie hat sich unserer Erfahrung nach eine Kombination aus Schienentherapie und Manualtherapie mit Wärmebehandlungen (Physiotherapie) oder Osteopathie bewährt.
Jeder Mensch ist einzigartig, weshalb jeder Therapieplan auf die Problemstellungen des jeweiligen Patienten maßgeschneidert werden sollte.
Es gibt aber grundlegende Behandlungsmethoden, die Physiotherapeuten fast immer im Zuge der Behandlung von craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) anwenden.

Die Therapie setzt sich in der Regel aus folgenden Maßnahmen zusammen:

  • Manualtherapie
  • Massagetherapie
  • Dehntechniken
  • physikalische Therapie (Kälte- und Wärmebehandlungen)
  • Tape-Behandlungen (Kinesio-Tape)

Für eine zielführende Behandlung sollten Physiotherapeut und Zahnarzt eng zusammenarbeiten. Nur durch entsprechendes Teamwork kann sich ein dauerhafter Therapieerfolg einstellen.


Wie kann Physiotherapie die Behandlung unterstützen?

Physiotherapie zielt darauf ab, die durch Fehlfunktionen belasteten Kiefergelenke und dazugehörigen Strukturen zu entlasten und zu neutralisieren.
Die Physiotherapie setzt nicht nur bei den Symptomen, sondern gemeinsam mit dem Zahnarzt bei den Ursachen der CMD-Problematik an.
Dazu gehören auch die Schulung der eigenen Körperwahrnehmung, Entspannungstechniken, eine Korrektur der eigenen Haltung sowie die stetige Kontrolle der eigenen Motorik.

Information

Die Behandlung von CMD ist eine Spezialform der Physiotherapie, die zusätzliche Weiterbildungen erfordert. Nicht jeder Physiotherapeut verfügt über diese Kenntnisse. Wir empfehlen dir, einen Physiotherapeuten zu konsultieren, der über entsprechende Zusatzqualifikationen in der Behandlung von CMD verfügt.

Bei welchen Beschwerden kann die Behandlung helfen?

Die Symptome von CMD können vielseitig sein und sich in einer Vielzahl von unterschiedlichen Beschwerden manifestieren:

  • Kopfschmerzen oder Migräneanfälle
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Ohrenschmerzen oder Tinnitus
  • Schmerzen in Gesicht, Nacken oder den Schultern
  • Kognitive und psychische Schwierigkeiten
  • Rückenschmerzen

Durch eine erfolgreiche Therapie können diese Symptome gelindert oder beseitigt werden.

Was kann der Patient zu Hause tun?

Neben der fachgerechten Therapie der CMD mithilfe eines Zahnarztes und Physiotherapeuten gibt es auch einige Dinge, die Patienten vorab zu Hause umsetzen können.

  • Entspannungstechniken: CMD haben sehr häufig auch eine psychische Komponente wie z.B. Stress. Daher können sich Entspannungsmethoden wie Meditation, Yoga oder Sport positiv auf die auswirken.
  • Dehnübungen: Bei ständigem “Zusammenbeißen” kann das Aufdehnen des Kiefers entspannend wirken.
  • Achtsamkeit: Auch tagsüber pressen betroffene Patienten häufig unbewusst ihre Zähne zusammen. Regelmäßige Selbstkontrolle im Alltag hilft, eigene Verhaltensmuster zu erkennen und zu durchbrechen.

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