Listhese – Definition, Therapie
Spricht der Mediziner von einer Listhese, so meint er damit das Wirbelgleiten, welches auch in Fachkreisen als Spondylolisthesis bezeichnet wird. Beim Wirbelgleiten wird das Gleiten von Gelenkfortsätzen, Querfortsätzen und Bogenwurzeln bestimmt. Dieses Gleiten führt zu einer Instabilität der Wirbelsäule und somit zu Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen können. Betroffen ist zumeist der 4. sowie 5. Lendenwirbelkörper (L4/5). Da viele Betroffene erst dann agieren, wenn die Schmerzen unerträglich werden, fällt eine Diagnostik häufig sehr spät aus.
Wenn die Wirbel sich nicht mehr halten können
Normalerweise verläuft die Wirbelsäule gleichmäßig und ähnelt einer leichten S-Kurve. Beim der Listhese verrutschen die Wirbel und halten ihre ursprüngliche Position nicht mehr ein. Durch degenerative Veränderungen, Verschleiß, Knochenabbau oder angeborene Deformierungen entsteht folglich ein Wirbelgleiten. Um die Schwere der Listhese zu ermitteln, bedienen sich Mediziner dem Kategorisierungsverfahren nach Meyerding:
- Grad 1 – Wirbel sind um weniger als 25 Prozent verschoben
- Grad 2 – Wirbel sind um 25 Prozent bis 50 Prozent verschoben
- Grad 3 – Wirbel sind um bis zu 75 Prozent verschoben
- Grad 4 – Wirbel sind um mehr als 75 Prozent verschoben
Unabhängig, ob eine Listhese im Grade 1, Grade 2 oder Grade 3 aufkommt – häufig erfolgt der Prozess schleichend, sodass Patienten das Ausmaß nicht einschätzen können. Die Symptome sind in den meisten Fällen Dauer- sowie Belastungsschmerzen. Je nach Wirbellage können auch Nerven eingeklemmt sein, was zu Nervenschäden oder auch Funktionsausfall der Nerven führen kann. Erst die Diagnose erbringt Erkenntnis.
Eine Untersuchung ist unumgänglich
Für einen Befund ist ein Röntgenbild oder MRT sinnreich. Mit dem Bildmaterial lassen sich im unteren Rückenbereich (LWS) oder im Wirbelbereich (HWS c4/5 oder c5-c6) Aufschlüsse erzielen. Nach der Anamnese (Patientengespräch) wird eine gründliche Untersuchung vollzogen. Anschließend ist über eine Therapie nachzudenken. Neben der Schmerzmedikation ist eine Stabilisierung der Wirbelsäule interessant. Mittels Physiotherapie, gesonderten Übungen und einem speziellen Training lassen sich die Rückenschmerzen zumeist gut behandeln. Verändern diese Maßgabe die Symptome jedoch nicht, ist eine Operation denkbar. Diese wird allerdings erst dann angestrebt, wenn alle in der Medizin bekannten Alternativen ergebnislos verlaufen sind.
Im Zuge einer Operation kann die anteriore lumbale interkorporelle Fusion (ALIF) Verwendung finden. Dabei wird die OP – anders als bei der dorsalen Variante – von vorne vollzogen. Ganz gleich, ob eine diskrete Listhese oder echte Listhese (Spondylolisthesis vera ICD 10) vorliegt: der Fall wird immer individuell besprochen und danach eine Operationsweise erwählt. Dabei hat die Stellung der Wirbel einen maßgeblichen Effekt auf die OP.