Kratom und seine Geheimnisse in der Heilkunst Südostasiens

Kratom als Medizin – welches Potenzial hat die Heilpflanze?

Der Einsatz pflanzlicher Heilmittel hat im DACH-Raum Tradition, wobei die Grenzen zwischen natürlichen Arzneimitteln und im Labor entwickelten evidenzbasierten Medikamenten fließend sind. So basiert beispielsweise die von Bayer entwickelte Aspirin auf Acetylsalicylsäure, einem aus der Weidenrinde gewonnenen Inhaltsstoff.

Eine andere natürliche Medizin ist Kratom – das Pulver, die Harze und Extrakte sollen eine Reihe von gesundheitlichen Effekten aufweisen, die Patienten bei verschiedenen Unpässlichkeiten Linderung verschaffen könnten. Es lohnt sich deshalb, den Blick nach Südostasien auszuweiten, den Lebensraum des Kratombaums, der diese Heilsubstanzen hervorbringt. Kratom hat einen hohen Stellenwert in der traditionellen Heilkunde der Völker in diesem Naturraum.

Die Ursache für eine mögliche Heilwirkung

Das mögliche Heilpotenzial, das Kratom-Produkte auszeichnet, habe seine Ursache in den extremen Lebensbedingungen, von denen das Biotop geprägt ist, in denen der Kratombaum gedeiht. Die Sümpfe Südostasiens sind ein ungemein lebensspendender Raum mit paradiesischen Zuständen, was die Versorgung mit Wasser und wichtigen Nährstoffen angeht. Die im Moor vorherrschende hohe Luftfeuchtigkeit trägt ebenfalls zu der enormen biologischen Vielfalt dieses Ökosystems bei.

Doch der Konkurrenzdruck ist groß. Jeder, der schon einmal einen Morast besucht hat, wird die unendliche Menge von Insekten kennen, die teilweise von einer erheblichen Größe sind. Der Kratombaum, ein halbimmergrünes Rötegewächs, das eine Höhe von etwa 20 Metern erreichen kann, hat eine Vielzahl von Alkaloiden entwickelt, die es vor Fressfeinden, sengender Hitze und UV-Strahlen schützen. Diese Gruppe stickstoffhaltiger chemischer Verbindungen soll sich in therapeutischer Sicht wohltuend auf Konsumenten auswirken.

Paradoxe Wirkung bei der Einnahme

Als für die mögliche Heilwirkung von Kratom wichtigsten Alkaloide gelten die Indolalkaloide Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Die Freisetzung des Wirkstoffs erregt den kraniosakralen und sympathischen Bereich des autonomen Nervensystems und steigert die Erregbarkeit der Medulla oblongata sowie der motorischen Zentren des Zentralen Nervensystems (ZNS). Dabei erfolgt die Bindung über die Opioid-Rezeptoren.

Bemerkenswert ist, dass sich Mitragynin bei einer geringen Dosierung bis zu einer Menge von 2 bis 3 Gramm an die Delta-Opioid-Rezeptoren bindet und in höheren Dosierungen an die Mu-Opioid-Rezeptoren. Damit haben geringere Mengen einen aufputschenden Effekt ähnlich wie bei Kokain und größere Mengen einen sedierenden Effekt ähnlich wie bei Morphium. Der potenziell schmerzstillende Effekt von Kratom übertreffe dabei das Zehnfache der Leistung von Morphium und in sehr hohen Mengen ab 7 Gramm wirke Kratom sogar narkotisierend.

Welche Heilwirkung ist möglich?

Das potenzielle Heilspektrum von Kratom ist beträchtlich. So wissen wir, dass viele Ortsansässige Kratom unter anderem als Mittel gegen Fieber, Entzündungen, Schmerzen, Übelkeit, Magen-Darm-Erkrankungen, Husten, Depressionen und Angsterkrankungen und Schlaflosigkeit nutzen. Diese positiven Effekte von Kratom sind möglich, dürfen aber nicht vorausgesetzt werden.

Droge oder Medikament?

Wir haben bereits dargestellt, dass Kratom mit den Opioid-Rezeptoren im Organismus interagiert. Diese Eigenschaften, die wir im klassischen Sinne mit einer Droge verbinden, müssen nicht zwangsläufig gegen die Behandlung von Erkrankungen mit Kratom sprechen. Denn die Grenzen zwischen Drogen und Medikamenten sind fließend, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass im englischen Sprachraum im Zusammenhang mit Arzneimitteln und bewusstseinsverändernden Stimulanzien pauschal von drugs gesprochen wird.

Gerade Medikamente, deren Potenz so weitreichend ist, dass sie den Wesenskern eines Menschen berühren, weisen oft eine besondere Heilwirkung auf. Beispiele für Medikamente, die zugleich als Drogen gehandelt werden, sind Kokain, Heroin, Koffein, Morphium, Methamphetamin, Pervitin (Crack), Benzodiazepine und Barbiturate. Hier gilt das Aperçu von Paracelsus, dass die Dosis das Gift macht.

Warnhinweise zum Abschluss

Kratom soll heilen können – es kann aber auch abhängig machen. Zur Vermeidung einer Sucht ist der Gewöhnungseffekt zu beachten, der darin besteht, dass Patienten immer höhere Dosierungen zu sich nehmen müssen, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Darüber hinaus kann Kratom bei zu hohen Dosierungen ab etwa 7 Gramm toxisch wirken. 

Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Zittern, Übelkeit, Mundtrockenheit, Leberschäden, Krampfanfälle, Halluzinationen und Verwirrtheit.

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